Letzte Aktualisierung am 12 August 2025
Jede Reise hat ihren Anfang – und ihren letzten Tag.
Und auch wenn man ihn am liebsten noch ein bisschen hinausschieben würde, beginnt er irgendwann: der Abschied.
Doch bevor wir zurück nach Windhoek reisen, zeigt sich Namibia noch einmal von all seinen Seiten.
Diese letzte Etappe bringt uns in die Geisterstadt Kolmannskuppe, zum gewaltigen Fish River Canyon, durch den skurrilen Köcherbaumwald, bis in die roten Dünen der Kalahari-Wüste – mit einem Sonnenuntergang, der schöner kaum sein könnte.
Nach dem Frühstück brechen wir auf zur nur 15 Kilometer entfernten Kolmannskuppe – einer Stadt, die im wahrsten Sinne des Wortes vom Sand verschluckt wurde.
Hier begann 1908 alles mit einem glitzernden Stein, den der Eisenbahnarbeiter Zacharias Lewala im Wüstensand fand. Sein Vorgesetzter August Stauch erkannte das Potenzial – es war ein Diamant. Was dann folgte, war ein wahrer Rausch: Kolmannskuppe wurde zum Inbegriff des Diamantenfiebers.
Innerhalb von zwei Jahren wuchs eine Stadt mit europäischem Komfort mitten in der Wüste heran – samt Elektrizität, Schwimmbad, Eisfabrik, Theaterhalle, Kegelbahn und dem ersten Röntgengerät Afrikas.
Heute liegt vieles davon halb unter Sand. Doch bei einer Führung durch die alten Gebäude – Bäckerei, Schlachterei, Villen und die Kegelbahn – wird die Vergangenheit wieder lebendig.
Unser Guide erzählt Geschichten von Gier, Glanz und Verfall – und es ist, als würde der Wind durch die leeren Fensterflügel flüstern.
👉 Weitere Infos zur Geisterstadt Kolmannskuppe findest du hier.
Bevor wir uns dem mächtigen Fish River Canyon nähern, machen wir noch einen Abstecher zum Canyon Roadhouse – und dieser Ort verdient wirklich eine eigene Überschrift.
Schon von weitem sehen wir ein rostiges Wrack im Wüstensand stehen, dahinter eine bunt bemalte Tankstelle mit Retro-Schildern, alten Zapfsäulen und einem roten Cadillac auf dem Dach. Hier, am Rand der C37 im Süden Namibias, wirkt alles ein bisschen wie ein Western-Set – aber mit Herz und Humor.
Drinnen empfängt uns eine verrückte Mischung aus Kneipe, Restaurant, Werkstattmuseum und Zeitschleife. Über 30 Oldtimer – von rostig bis restauriert – stehen liebevoll verteilt in der Halle.
An den Wänden hängen alte Nummernschilder, Coca-Cola-Schilder, Blechdosen, Radkappen und vergilbte Postkarten.
Sogar das Waschbecken auf der Toilette besteht aus einem alten Ford-Motorblock. Verrückt? Vielleicht. Aber auch unheimlich charmant.
Es war nicht nur eine willkommene Pause, sondern auch einer dieser Orte, die man nicht mehr vergisst – weil sie mit nichts zu vergleichen sind.
🛻 „Hier wird Geschichte nicht konserviert, sondern charmant rostend in Szene gesetzt.“ – steht sinngemäß im Gästebuch. Und wir nicken still beim Weiterfahren.
Am späten Nachmittag erreichen wir unsere Unterkunft: die wunderschön gelegene Canyon Village Lodge, eingebettet zwischen roten Granitfelsen und goldgelben Grasflächen am Rande des Fish River Canyon Parks.
Schon bei der Ankunft merken wir: Hier wurde mit viel Liebe zur Landschaft gebaut. Kleine, reetgedeckte Steinhäuser schmiegen sich wie selbstverständlich in die Felsen – als wären sie schon immer da gewesen.
Unsere Zimmer sind geschmackvoll eingerichtet – mit Blick auf die endlose Weite.
Vor dem Abendessen schnüren wir nochmal die Wanderschuhe und folgen einem kleinen Pfad hinauf auf ein Felsplateau gleich hinter der Lodge.
Dort oben stehen ein paar Felsenstühle. Kein Geländer, kein Schnickschnack – nur Wind, Weite und der weiche Klang der beginnenden Dämmerung.
Der Sonnenuntergang hier ist nicht laut. Kein Spektakel, sondern ein stiller, warmer Abschied vom Tag.
Die Farben verblassen langsam, die Felsen leuchten ein letztes Mal auf, bevor die Nacht kommt.
💡 Unser Tipp:
Unbedingt den kleinen Wanderweg hinauf zum „Sundowner Point“ gehen – je nach Licht verwandeln sich die Granitfelsen in flammendes Rot, Rosa oder tiefes Violett. Wer früh aufsteht, kann dort auch einen ganz besonderen Sonnenaufgang erleben – mit Blick auf eine erwachende Landschaft, die noch vom Nachtwind getragen wird.
👉 Weitere Infos zurCanyon Village Lodge findest du hier.
Heute steht ein echtes Naturwunder auf dem Programm: der Fish River Canyon.
Er gilt als zweitgrößter Canyon der Welt – 160 km lang, 27 km breit und bis zu 550 m tief. Und wenn man an der Kante steht, versteht man plötzlich, was Millionen Jahre und gewaltige Kräfte erschaffen können.
Als wir am Rand des Canyons stehen, wird es plötzlich still. Die Dimensionen sind nicht greifbar.
Wir laufen ein Stück an der Abbruchkante entlang, machen Fotos – viele –, aber eigentlich wollen wir einfach nur dastehen und schauen.
Wenn du in diese Schlucht blickst, spürst du auf einmal ganz deutlich, wie klein du bist.
Und wie groß die Welt.
🌿 Interessanter Fakt:
Der Fish River selbst führt heute nur noch saisonal Wasser – im Sommer (Oktober bis März) ist der Fluss meist trocken. Nur nach starken Regenfällen schlängelt sich ein schmaler Strom durch das Tal.
Nach den atemberaubenden Eindrücken am Canyon ist es, als würde der Tag uns selbst sagen: Jetzt reicht’s. Jetzt atmen wir durch.
Wir verbringen den Nachmittag in der Canyon Village Lodge – unserer gemütlichen Basis am Rande der Schlucht. Das Hauptgebäude mit Restaurant, Bar und Lounge ist wie ein kleines Museum der Nama-Kultur gestaltet: Wandmalereien, traditionelle Dekorelemente, alte Fotografien und rustikale Holzbalken erzählen von der Geschichte der Region.
Die Lodge selbst ist wie ein kleines Dorf aufgebaut – viele einzelne, strohgedeckte Chalets, verteilt zwischen Granitfelsen und Trockenbüschen, verbunden durch kleine Wege aus Naturstein. Jedes Häuschen trägt den Namen einer namibischen Persönlichkeit oder Siedlung und hat von der Veranda aus freien Blick auf die Landschaft.
🌄 Atmosphäre & Ausklang
Wir bestellen einen kleinen Snack und ein kühles Bier, setzen uns in den schattigen Außenbereich des Restaurants und lassen das Erlebte nachwirken.
Nur Stille. Und dieses Namibia-Gefühl, das man nur schwer beschreiben – aber sofort wiedererkennen kann.
💡 Tipp:
Wer Zeit hat, kann hier auch zwei Nächte verbringen – zum Entschleunigen, Fotografieren oder einfach zum Genießen der Weite. Der Pool liegt zwischen zwei Felsen – wie eine kleine Oase mitten im Nichts.
👉 Weitere Infos zurCanyon Village Lodge findest du hier.
Der nächste Morgen beginnt mit einem Hauch Melancholie – denn es ist unser letzter voller Reisetag.
Wir fahren Richtung Keetmanshoop, vorbei am Naute-Stausee, bis zum nächsten Highlight: dem Köcherbaumwald.
Diese beeindruckenden Baum-Aloen werden bis zu drei Meter hoch und speichern monatelang Wasser – perfekt angepasst an die harsche Umgebung. Ihren Namen verdanken sie den San, den Buschmännern, die die hohlen Äste als Köcher für Pfeile nutzten.
Ein paar Schritte weiter betreten wir den Spielplatz der Riesen – eine surreale Felsenlandschaft aus Doleritblöcken, die aussehen, als hätte ein Kind mit riesigen Händen Bauklötze gestapelt.
Hier machen wir unsere letzten Landschaftsfotos – mit Herzklopfen und einem Hauch Wehmut.
Schon bei der Anfahrt wird klar – dieser Ort ist ein stiller Rückzugsraum, eingebettet in eine der farbenreichsten Landschaften Namibias.
Die Lodge liegt auf einer ehemaligen Farm, direkt am saisonalen Auob-Flussbett, das meist trocken daliegt wie ein staubiger Pfad der Zeit. Doch rundherum: Leben.
Rote Dünenkämme, von Gräsern durchzogen. Kameldornbäume mit langem Schatten. Und eine Stille, die nicht leer, sondern tief klingt.
Die Chalets sind schlicht, aber charmant – mit Blick auf die Weite. Über schmale Pfade spaziert man durch den gepflegten Garten der Lodge, der fast nahtlos in die Savanne übergeht. Am Pool plätschert es leise. In der Ferne ruft ein Perlhuhn.
Am späten Nachmittag steigen wir in den offenen Geländewagen – zu unserer letzten Naturfahrt dieser Reise.
Die Umgebung der Lodge ist ein typisches Übergangsgebiet zwischen Savanne und Halbwüste – ideal für Tierbeobachtungen im sanften Licht der Dämmerung. Wir begegnen:
einer Herde schwarzer Gnus, die durch das Grasfeld galoppieren,
eleganten Oryxantilopen, die sich im Wind drehen,
neugierigen Kudus, die zwischen Dornbüschen auftauchen,
und majestätischen Straußen, die sich gegen den Horizont abzeichnen.
Die rote Erde leuchtet im Licht der untergehenden Sonne.
Über uns färbt sich der Himmel orange, dann violett, dann dunkelblau.
Die Äste der Bäume zeichnen sich scharf ab.
Es ist, als würde sich die Welt noch einmal in Schale werfen – nur für uns.
💡 Tipp:
Wer früh aufsteht, kann auf eigene Faust einen Spaziergang ins nahe Dünengelände unternehmen. In der Morgendämmerung ist das Licht besonders weich – und mit ein bisschen Glück zeigen sich Löffelhunde oder Schakale.
Dieser letzte Abend ist ein Geschenk.
Der Sonnenuntergang ist einfach magisch.
Die Farben scheinen zu explodieren, als wollten sie sich noch ein letztes Mal in unser Gedächtnis brennen.
Wir lachen, machen unzählige Fotos – und können kaum glauben, dass das schon das Ende sein soll.
Am liebsten würden wir diesen Himmel mitnehmen.
Oder zumindest eine Postkarte davon.
„Wenn ein Ort dich leise verabschiedet, mit Licht und Wind und Farben – dann weißt du: Es war richtig, hier zu sein.“
Nach dem Frühstück starten wir unsere letzte Etappe – zurück nach Windhoek. Die Straße führt uns ein letztes Mal durch flache Savannenlandschaften, vorbei an Akazienbäumen, Dornbüschen und vereinzelten Farmhäusern.
Kurz vor Rehoboth überqueren wir den Wendekreis des Steinbocks – ein unsichtbarer Kreis auf der Landkarte, der uns irgendwie bewusst macht, dass unsere Reise bald endet.
In Windhoek angekommen, unternehmen wir eine kurze Stadtrundfahrt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten: Christuskirche, Tintenpalast, Independence Memorial Museum.
Ein paar letzte Infos, ein paar letzte Blicke.
Doch der Abschied beginnt nicht mit der Hotelbar – sondern mit einem Spaziergang durch die Stadt.
Wir schlendern durch die Independence Avenue, beobachten das geschäftige Treiben der Marktstände, hören das Lachen junger Frauen, die Stoffe verkaufen. In einer Seitenstraße entdecken wir eine kleine Kunstgalerie, in einer Bäckerei kaufen wir süße Teilchen – und auf einer Parkbank verweilen wir still.
Die Sonne steht tief, die Straßen glühen, und über allem liegt dieses Gefühl:
Danke.
Später treffen wir uns mit einigen Mitreisenden zum letzten gemeinsamen Abend in der Hotelbar.
Wir stoßen an auf das Erlebte, auf die Momente, die in Erinnerung bleiben –
und auf die neuen Träume, die sich still ins Gepäck schleichen.
„Nicht jeder Tag auf Reisen bleibt in Erinnerung.
Aber manche Tage – sie bleiben für immer.“
Diese Reise war eine von der besonderen Sorte.
Nicht wegen eines einzelnen Highlights – sondern wegen der Fülle an Momenten:
🐘 Die Elefanten im Etosha.
🦎 Die Little Desert Tour.
🌄 Der Sonnenaufgang auf Big Mama.
💧 Die Stille im Deadvlei.
🛻 Der Fahrtwind durch die Kalahari.
🤍 Und die Menschen, die uns begegnet sind – warmherzig, offen, ehrlich.
Ein riesiges Dankeschön geht an unseren Guide Thomas, der mit Herzblut und Wissen diese Reise bereichert hat.
Klar, vieles kann man sich anlesen – aber nichts ersetzt das Gefühl und die Geschichten eines Einheimischen.
Danke für diese wunderschöne Reise durch eine andere Welt, als die, die wir kennen.
Namibia ist auf jeden Fall eine Reise wert – wir kommen sicher irgendwann wieder!
📝 PS:
Nach den Erfahrungen auf dieser Reise und Gesprächen mit Selbstfahrern und unserem Guide Thomas würden wir Namibia auch als Selbstfahrer mit einem Geländewagen bereisen.
Das Land gilt als sehr sicher – und die Menschen sind herzlich, hilfsbereit und stolz auf ihr Land.
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