Letzte Aktualisierung am 12 August 2025

Ringebu Richtung Trollheimen

Jotunheimen Nationalpark

Von Stabkirchen, Trollheimen und Zimtschnecken – Norwegen im Herbstmodus

Ringebu – ein Hauch von Mittelalter

Weiter ging es für uns gen Süden – hinein ins Herz des Gudbrandstals nach Ringebu. Der kleine Ort, der oft liebevoll als „kleinste Stadt Norwegens“ bezeichnet wird, hat vor allem ein Highlight: die Stabkirche aus dem frühen 13. Jahrhundert.

Ringebu Stabkirche
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Stille Zeugin vergangener Jahrhunderte – die Stabkirche von Ringebu

Mitten im grünen Gudbrandstal steht sie: die Stabkirche von Ringebu, erbaut um 1220 – eine von nur noch 28 ihrer Art in ganz Norwegen. Früher sollen es über tausend gewesen sein, über das ganze Land verstreut. Und doch wirkt diese hier besonders. Vielleicht wegen des leuchtend roten Turms, der im 17. Jahrhundert dazukam. Oder wegen der friedlichen Lage zwischen Feldern und Hügeln.

Wir konnten die Kirche leider nicht von innen besichtigen – sie war geschlossen, und eine Trauerfeier fand gerade statt. Also haben wir bewusst auf weitere Fotos verzichtet.

Durch andere Vanlifer und YouTube-Videos konnten wir einen Blick ins Innere werfen – mit beeindruckenden Malereien, geschnitzten Figuren und einer ganz besonderen Atmosphäre.“

Rundherum: ein liebevoll gepflegter Friedhof. Fast jedes Grab ist bepflanzt – an jedem Wasserhahn eine Gießkanne. Es wirkt wie ein Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart sich nicht widersprechen, sondern gegenseitig bewahren.

👉 Tipp: Die Kirche ist nur saisonal geöffnet – vorher unbedingt die Zeiten checken:
🔗 Offizielle Info & Öffnungszeiten

Von Regen und Trollen – auf ins sagenhafte Trollheimen

Nach dem Abstecher zur Kirche rollten wir weiter nordwärts – eigentlich Richtung Trondheim. Doch Norwegen hatte andere Pläne: Regen. Regen. Und nochmal Regen.

Die Wetter-App prophezeite auch für Trondheim keine Besserung, also nahmen wir spontan Kurs auf den Westen – ins Trollheimen-Gebirge. Der Name ist Programm: Trollheimen, „die Heimat der Trolle“, ist nicht nur ein landschaftliches Juwel, sondern auch ein Ort voller Mythen und Geschichten.

Zwischen steilen Gipfeln, klaren Seen und einsamen Tälern soll es die scheuen Trolle einst gegeben haben – und irgendwie glaubt man das sofort, wenn man durch diese wilde Landschaft fährt. Auch wenn wir sie nur durch Regenstreifen auf der Windschutzscheibe erahnen konnten. Besonders schade, denn Trollheimen ist ein Paradies für Wanderer – von gemütlich bis alpin ist alles dabei.

Tipp: Bei gutem Wetter lohnt sich eine Wanderung zum Trollheimshorn (1.850 m) – oder ein Abstecher zum mystischen Trollfossen-Wasserfall.

Grau, nasser geht’s kaum – aber immerhin trocken im Van

Das Wetter? Ein einziger Wasserfall von oben. Wären wir Trolle, hätten wir uns heute garantiert in unserer Höhle verkrochen.

Die Landschaft, auf die wir uns so gefreut hatten, war nur noch als Silhouette zu erahnen – hinter dicken, grauen Regenvorhängen. Norwegens Herbst kann wildromantisch sein. Oder einfach nur wild.

Stellplatz mit Herz – unser kleines Abendglück in Sætran

Die Suche nach einem Stellplatz wurde an diesem Abend zur echten Geduldsprobe. Schon mehrere Plätze waren entweder voll, nicht erreichbar oder längst in der Winterpause. Als wir schließlich beim Campingplatz Sætran ankamen, war auch hier zunächst nichts zu holen: geschlossen.

Doch dann – nach einem kurzen Gespräch mit dem Besitzer und der Erzählung unserer vergeblichen Versuche, irgendwo unterzukommen – öffnete er sein Herz (und sein Gelände). Er ließ uns bleiben. Ganz allein standen wir auf dem Platz. Still. Nass. Müde. Aber überglücklich.

Wir durften sogar das kleine, gepflegte Sanitärhäuschen nutzen – ein echtes Geschenk an diesem Abend.

Ehrlich gesagt: Wir waren einfach nur fertig. Es gab noch eine schnelle Kleinigkeit zu essen, dann fielen wir in den Van, lauschten dem gleichmäßigen Trommeln des Regens auf dem Dach – und schliefen tief und fest ein.

Ein ganz herzliches Dankeschön an den Platzbesitzer – für seine Gastfreundschaft, seine Spontanität und sein Mitgefühl. Ohne ihn wäre dieser Tag ganz anders geendet.

👉 Tipp: Im norwegischen Herbst unbedingt vorher anrufen oder online checken, ob Plätze offen sind – und ruhig mal den Mut haben, nett zu fragen. Manchmal öffnet sich eine Tür, obwohl sie schon zu war.

Saltkjelsnes Camping – Zimtschnecken und Cappuccino gegen das Grau

Am nächsten Morgen rollten wir weiter – grobe Richtung Ålesund bzw. Trollstigen. Doch das Wetter blieb … na, du ahnst es … grau in grau. Statt also weiter durch den Regen zu fahren, entschieden wir uns, am Rødvenfjord für zwei Nächte Pause zu machen – auf dem Campingplatz Saltkjelsnes. Und was sollen wir sagen: Ein absoluter Glücksgriff.

Saltkjelsnes Camping liegt wunderschön, auf einer kleinen Halbinsel zwischen Molde und Åndalsnes – umgeben von Wasser, Bergen und wohltuender Stille. Ein echtes Paradies für Angler, Wanderer, Familien und Naturliebhaber. Auch wenn wir wetterbedingt keine Gipfel gestürmt haben, war allein der Blick auf den Fjord Erholung pur.

Nur ein paar Meter vom Wasser entfernt, mit freiem Blick auf den stillen Rødvenfjord – hier ließ es sich trotz Dauerregen wunderbar aushalten. Erst mal gab’s einen Cappuccino und sündhaft gute Zimtschnecken, später dann Tee, Kerzenlicht, Lesestunden und eine entspannte Runde Kniffel.

Zwischendurch schauten wir den norwegischen Fischern zu, die trotz Wind und Nieselregen am Ufer ausharrten – still, gelassen, fast schon meditativ. Für uns war das echtes Fjord-Kino.

Der Platz selbst ist klein, ruhig und herrlich unkompliziert. Gepflegte Sanitäranlagen, Stromanschlüsse, und einfach diese traumhafte Lage. Kein Trubel, keine Hektik – nur das leise Plätschern des Wassers und der Duft von nassem Moos.

Tipp: Saltkjelsnes ist ein echter Geheimtipp – besonders für Regentage. Wer das ursprüngliche Norwegen sucht, inmitten malerischer Landschaft, findet hier einen Ort zum Durchatmen. Mit oder ohne Zimtschnecke – aber unbedingt mit Aussicht. Saltkjelsnes Camping

Auf nach Ålesund – Sonnenstrahlen, Fjordblicke und Vorfreude im Gepäck

Nach zwei Tagen Dauerregen, Kerzenschein und Kniffel hatten wir das Warten durchgesessen. Und dann – ganz plötzlich – kam die Sonne zurück. Erst nur zaghaft, dann immer mutiger schob sich das Licht durch die Wolken. Wir rissen die Van-Tür auf, streckten die Gesichter in den Himmel – und wussten: Jetzt geht’s weiter!

Unser Weg führte uns vom Saltkjelsnes Camping am Rødvenfjord Richtung Ålesund. Zuerst ging’s nach Åfarnes, wo wir mit der kleinen Fähre nach Sølsnes übersetzten – ein kurzes Fjordabenteuer mit Seebrise und Aussicht inklusive. Dann weiter über die E39, vorbei an Molde, durch sattgrüne Täler, glitzernde Fjorde und kleine Orte, in denen die Welt noch langsam tickt.

Je näher wir Ålesund kamen, desto mehr kribbelte es in uns. Nach Tagen im Nebel, mit grauem Himmel und klammen Fingern, fühlte sich allein der Gedanke an glitzerndes Wasser, verspielte Jugendstilfassaden und ein bisschen Stadtflair am Fjord wie ein kleiner Aufbruch an.

Und dann – als hätte der Himmel selbst beschlossen, uns zu belohnen – brach die Sonne durch. Und wir? Wir rollten mit breitem Grinsen und Sonnenlicht im Rücken der Stadt entgegen.

Fazit

Zwischen Pfützen, Poesie und offenen Türen

Diese Etappe war ein echtes Herbstkapitel – mit allem, was dazugehört: Regen in Dauerschleife, kalte Nasenspitzen, graue Scheiben. Aber auch: warmes Licht in kleinen Momenten, herzerwärmende Begegnungen, und dieser einzigartige norwegische Mix aus Natur, Geschichte und Stille.

Die Stabkirche von Ringebu hat uns beeindruckt – auch ohne Innenansicht. Sie erzählt leise, aber kraftvoll von einer anderen Zeit. Trollheimen blieb mystisch hinter Regenvorhängen verborgen – ein Ort, den wir wohl nochmal bei Sonnenschein besuchen müssen.

Und dann waren da die Menschen: Der Campingplatzbesitzer, der sein Herz und Tor für uns öffnete, als wir völlig genervt und müde vor seiner Schranke standen. Die Fischer am Fjord, die uns zeigten, dass Ruhe auch eine Art von Stärke ist. Und wir selbst, irgendwo dazwischen – mit Tee in der Hand, Zimtschnecken auf dem Teller und einer Prise Dankbarkeit im Gepäck.

Denn manchmal sind es gerade nicht die perfekt inszenierten Reisemomente, die sich einbrennen – sondern die leisen, echten. Die, in denen man merkt: Es geht nicht darum, wie’s aussieht. Sondern wie’s sich anfühlt.

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