Letzte Aktualisierung am 12 August 2025
Bali-Rundreise – Tag 2: Ein Tag mit kribbeln im Bauch
Ein neuer Morgen auf Bali.
Die Sonne kriecht über das Meer, irgendwo zirpt ein Vogel – und wir mittendrin, mit tropischem Obst auf dem Teller und diesem Kribbeln im Bauch: Was wird der Tag bringen?
Der zweite Tag unserer Rundreise beginnt leise, fast zärtlich.
Und entwickelt sich dann… zu einer kleinen Wundertüte: mit Wasserpalästen, Tempeln, neugierigen Affen – und einem Dorf, das uns zum Nachdenken bringt.
Manchmal beginnt ein Tag so schön, dass man fast vergisst, dass er noch viel vorhat.
Wir sitzen auf der Terrasse unseres Hotels, der Blick schweift über die Küste. Das Meer glitzert wie flüssiges Licht, und ein paar neugierige Vögel hüpfen um unsere Füße.
Während wir tropische Früchte kosten – Mangostan, Rambutan, Drachenfrucht – verliere ich mich im Moment.
Es ist einer dieser stillen Glücksmomente, in denen alles passt.
Gestärkt und voller Vorfreude starten wir in den neuen Tag.
Unser erster Stopp: der Wasserpalast Tirta Gangga, nördlich von Amlapura.
Einst erbaut im Jahr 1946 vom letzten König von Karangasem, Anak Agung Anglurah Ketut Karangasem, vereint die Anlage balinesische Spiritualität mit königlichem Ästhetikempfinden.
Der Name „Tirta Gangga“ bedeutet „Wasser des Ganges“ – eine Anspielung auf den heiligen Fluss in Indien.
Auch hier gilt das Wasser als reinigend und heilend. Früher badete die Königsfamilie selbst in den Becken – heute darf man als Gast nur staunen.
Drei Ebenen, kunstvolle Teiche, Wasserspeier, Steinfiguren – und im Zentrum ein elfstufiger Pagodenbrunnen.
Alles wird gespeist von einer heiligen Quelle, die oberhalb der Anlage aus dem Berg austritt.
Es gluckert. Es plätschert. Es glänzt.
Und alles scheint miteinander zu tanzen – Wasser, Licht, Natur.
Was uns besonders verzaubert, sind die Pflanzen rundherum:
Fächerpalmen, leuchtende Bougainvillea, rot blühender Flamboyant, Frangipani, Hibiskus, Heliconien … ein Farbspiel für die Seele.
Da wir fast allein sind, liegt eine besondere Ruhe über dem Ort. Nur das Wasser spricht.
Wir atmen tief ein – und nehmen Dutzende Fotos und noch mehr Eindrücke mit auf die Weiterfahrt.
Ein paar Kilometer weiter erreichen wir den Tempel Pura Agung Karangasem.
Er liegt auf dem Gelände des ehemaligen Palasts und wurde im späten 19. Jahrhundert unter Raja I Gusti Gede Djelantik erbaut – als Ausdruck der Verbindung von weltlicher Macht und religiöser Hingabe.
Madé, unser Guide, erklärt uns, dass der letzte Raja von Karangasem bis 1966 regierte.
Er war nicht nur politisch aktiv, sondern auch kunstsinnig – und Bauherr gleich mehrerer Wasserpaläste, darunter auch Tirta Gangga, den wir gerade bestaunt haben.
Wir steigen die Stufen hinauf, betreten den Hof – und spüren wieder diesen Respekt.
Für das Alte. Das Erhabene. Das Gelebte.
Im Inneren dürfen wir in den ehemaligen Wohnbereich des Rajas blicken.
Die geschnitzten Türen beeindrucken uns tief – so fein, so detailreich, so lebendig.
Man spürt: Hier wohnte jemand, der etwas zu sagen hatte. Und dessen Kultur bis heute nachklingt.
Ein paar Schritte weiter – draußen, unter einem offenen Pavillon mit Blick auf die Teiche – entdecken wir ein Gamelan-Orchester.
Die traditionellen Instrumente – Gongs, Metallophone, Trommeln – stehen in der warmen Luft, geschützt nur durch ein Dach, aber offen zur Landschaft.
Wir dürfen sie nicht nur anschauen, sondern sogar anklingen lassen.
Ein metallisches Vibrieren liegt in der Luft – fremd und vertraut zugleich.
Ein Klang wie ein Gruß aus einer anderen Welt.
Auf dem Rückweg zur Küste dann: die ersten Makaken!
Sie sitzen lässig am Straßenrand, schauen neugierig – und wirken wie kleine flauschige Wegelagerer.
Gut, dass unser nächstes Ziel ein Restaurant am Lotusteich ist, denn so langsam verspüren wir einen kleinen Hunger.
Blüten schwimmen auf dem Wasser, es duftet nach Curry, die Brise ist warm.
Ein kurzer Stopp mit großem Genuss.
Tenganan ist nicht einfach irgendein Dorf.
Es gehört zu den wenigen sogenannten Bali Aga-Dörfern – Gemeinden, die sich von der Majapahit-Kultur Javas weitgehend unabhängig entwickelt haben und bis heute ihre eigenen Riten, Sitten und Lebensregeln bewahren.
Die Bewohner sehen sich als Nachkommen der ursprünglichen Balinesen – vor der Hinduisierung durch die javanischen Flüchtlinge im 14. Jahrhundert.
Diese Eigenständigkeit prägt ihr Denken und ihr Dorfleben bis heute.
Das Dorf ist von einer Mauer umgeben, der Zugang streng geregelt:
Nur wer innerhalb der Dorfgemeinschaft heiratet, darf bleiben. Wer sich außerhalb verliebt, muss das Dorf verlassen.
Die Tenganer gelten als wohlhabend. Sie besitzen Land, das von auswärtigen Arbeitern bestellt wird – und widmen sich in Ruhe der Kunst und dem Handwerk.
Berühmt ist Tenganan für die Geringsing-Stoffe, die im aufwändigen Doppelikat-Verfahren gewebt werden – weltweit einzigartig.
Der Name „Geringsing“ bedeutet wörtlich „ohne Krankheit“, was dem Stoff magische Schutzkräfte zuschreibt.
Ebenfalls faszinierend: die Lontarschrift.
Mit einer Metallfeder ritzen die Dorfbewohner Texte und Motive in getrocknete Palmblätter. Durch das Einreiben mit Ruß werden die Gravuren sichtbar – und verwandeln sich in Kalender, Erzählungen, kleine Bildwerke.
Wir sehen, staunen, überlegen kurz, ob wir etwas kaufen.
Ein Sarong? Haben wir schon.
Ein Bild? Vielleicht beim nächsten Mal.
Doch unser Dorfführer reagiert unerwartet – und bricht die Führung ab. Einfach so.
Kein Abschied, kein Wort.
Wir sind verwundert. Und enttäuscht.
Es fühlt sich plötzlich nicht mehr nach Begegnung an, sondern nach Geschäft.
Tenganan bleibt uns nicht als Ort der Magie in Erinnerung, sondern als Ort mit einem kleinen Schatten.
Wenn du wissen möchtest, wie auf Bali traditionell Meersalz gewonnen wird – bleib dran. Im nächsten Beitrag nehmen wir dich mit ans Meer.
Der zweite Tag unserer Rundreise war wie ein langer, bunter Tagtraum.
Wasserpaläste, heilige Quellen, Tropenpflanzen, alte Tempel, stolze Dörfer.
So vieles zum Staunen. Zum Fühlen.
Und doch: Nicht alles war märchenhaft.
Auch das gehört dazu. Wenn Erwartungen auf Stolz treffen – und Neugier auf Grenzen.
Was bleibt, ist genau das: ein Tag, der bewegt.
Mit Licht und Schatten. Mit Schönheit und Nachdenklichkeit.
Und dem Gefühl: Wir sind mittendrin. Nicht außen vor.