Letzte Aktualisierung am 12 August 2025
Bali-Rundreise – Tag 3: Ein Tag für alle Sinne
Es gibt Tage, die bleiben durch ein einziges Bild hängen.
Ein Mann mit nacktem Oberkörper, salzverkrustet, barfuß im Sand, unter sengender Sonne.
Was er tut, sieht einfach aus – ist aber Knochenarbeit. Und uralte balinesische Handwerkskunst.
Unser dritter Tag auf Bali beginnt früh – und führt uns zu schwarzen Stränden, fliegenden Fledermäusen, steinernen Göttern, duftenden Gewürzen und zur wohl kuriosesten Tasse Kaffee unseres Lebens.
Wir erreichen das kleine Fischerdorf Kusamba an der Ostküste Balis.
Der schwarze Lavasand glitzert im Morgenlicht, das Meer rauscht leise – und Madé begrüßt uns mit einem verschmitzten Grinsen:
„Heute wird’s salzig.“
Vor uns: ein älterer Mann mit wettergegerbter Haut, ein Tragejoch auf den Schultern.
An dessen Enden: zwei schwere Eimer, gefüllt mit Meerwasser – jeder fasst rund 30 bis 40 Liter.
Schritt für Schritt geht er über den Sand, entschlossen, ruhig, wortlos.
Mit einer eleganten Bewegung verspritzt er das Wasser in weiten Bögen über die vorbereiteten Sandflächen.
Dann übernimmt die Sonne.
Später wird der getrocknete Sand abgeharkt, gesammelt und in einer schattigen Hütte mit Süßwasser ausgewaschen.
Das salzhaltige Wasser fließt in halbierte Baumstämme – dort kristallisiert es langsam zu feinem, balinesischem Meersalz.
So simpel. So ehrlich. Und so anstrengend.
Ich denke: Dagegen sind wir alle Jammerlappen.
Wir dürfen probieren. Direkt vor Ort, unter freiem Himmel.
Und ich sag’s gleich: Ich liebe Salz. Bin also nicht ganz neutral.
Aber dieses hier? Mild, flockig, nach Sonne, Meer und Geduld.
Nicht aufdringlich – eher zart und rund. Einfach gut.
Nach den heiligen Orten der letzten Tage ist das hier eine andere Art von Ehrfurcht.
Erdig. Echte Hände. Echtes Handwerk. Und eine Erinnerung daran, wie viel in einem Löffel Salz stecken kann.
Natürlich darf auf Bali auch heute ein Tempel nicht fehlen – und dieser ist besonders:
Goa Lawah, der sagenumwobene Fledermaustempel, gehört zu den sechs wichtigsten Heiligtümern der Insel, den Sad Kahyangan Jagat.
Schon am Eingang liegt ein leicht süßlicher, erdiger Geruch in der Luft.
Dann sehen wir sie: Tausende Fledermäuse, kopfüber an der Höhlendecke. Zuckend. Lebendig. Ein wenig unheimlich.
Die Höhle selbst gilt als heilig – und darf nicht betreten werden.
Sie wurde vermutlich im 11. Jahrhundert vom berühmten Priester Empu Kuturan gegründet – einem der geistigen Väter des balinesischen Hinduismus.
Ein Ort zwischen Schatten und Spiritualität.
Unsere Reise führt uns weiter nach Bangli, zum kunstvollen Pura Kehen – einst Staatstempel des alten balinesischen Königreichs.
Schon der Aufstieg beeindruckt: vorbei an steinernen Wächterfiguren, Dämonen, verwitterten Stufen.
Dann plötzlich: ein mächtiger Banyanbaum, 300 bis 400 Jahre alt, breitet sein grünes Dach über dem Innenhof aus.
Hoch oben in den Ästen: eine kleine Mönchszelle. Ein Rückzugsort in luftiger Höhe.
Der Tempel selbst?
Ein wahres Juwel balinesischer Baukunst – mit dreistufigem Eingangstor, filigranen Steinreliefs und einer Atmosphäre, die zwischen Macht und Meditation schwingt.
Kein Wunder, dass er der „kleine Bruder“ des Besakih-Tempels genannt wird.
Über holprige Straßen und durch grüne Dörfer erreichen wir den Mount Batur.
Sein mächtiger Kraterrand und der schimmernde Lake Batur breiten sich vor uns aus – eingetaucht in Nebel, eingerahmt von Himmel.
Beim Mittagsbuffet mit Aussicht probieren wir schwarzen Milchreis.
Ich? Eher skeptisch.
Volker? Begeistert!
Was meint ihr – Team Milchreis oder lieber nicht?
Danach: ein Fest für Nase und Gaumen.
Wir besuchen eine Gewürzplantage – ein duftender Garten voller Zimt, Ingwer, Kurkuma, Zitronengras, Kakao und Kardamom.
Und dann … Luwak-Kaffee.
Die kleinen Schleichkatzen – Fleckenmusangs – fressen reife Kaffeekirschen, verdauen nur das Fruchtfleisch … und der Rest? Wird gesammelt, gewaschen, geröstet.
Klingt kurios – schmeckt überraschend gut.
Mild. Weich. Null Bitterkeit.
Ob man dafür Katzenkacke braucht? Geschmackssache.
Wir schlendern durch den Garten, bestaunen winzige Kakaoblüten, unscheinbare Vanillepflanzen, riechen an Nelken, streichen über Zimtrinde.
So viel Handarbeit. So viel Wissen.
Ein paar Tütchen Currypulver und Kakao landen im Koffer – der Kaffee? Vielleicht beim nächsten Mal.
Der Nachmittag führt uns zum Quellentempel Tirta Empul – einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte auf Bali.
Hier sprudelt seit dem Jahr 962 n. Chr. eine heilige Quelle – gespeist aus einer Vulkanader, unerschöpflich.
Mehr als 30 Wasserspeier leiten das Wasser in rituelle Becken, in denen sich Gläubige reinigen – körperlich, geistig, seelisch.
An Feiertagen füllt sich der Ort mit hunderten Gläubigen in weiß-gelben Sarongs, mit Opfergaben, Gebeten, Hoffnung.
Und trotz allem Trubel bleibt es friedlich.
Tirta Empul ist leise. Und tief.
Unser letzter Stopp an diesem Tag: die berühmten Reisterrassen von Tegalalang.
Und ja – sie sind so schön, wie man es sich vorstellt. Vielleicht sogar noch ein kleines bisschen mehr.
Wie grüne Wellen schmiegen sich die Terrassen an den Hang.
Die Sonne steht tief, das Licht ist golden – und für einen Moment wird alles still.
Leider blieb uns nur wenig Zeit.
Der Tag war voll, die Gewürzplantage faszinierend – für die Terrassen blieb nur ein kurzer Blick.
Keine Wanderung. Kein Verweilen.
Aber manchmal reicht ein Augenblick.
Ein einziger Blick, der sich nicht nur ins Gedächtnis gräbt – sondern mitten ins Herz trifft.
Weil er zeigt, wie schön die Welt sein kann. Auch wenn man sie nur streift.
Du willst wissen, wie es sich in einem echten Dschungelhotel schläft – und was uns dort noch alles erwartet?
Der dritte Tag auf Bali war wie ein Gewürzmarkt: salzig, süß, intensiv, überraschend.
Wir haben geschwitzt, gestaunt, gekostet, gelächelt – und vielleicht auch ein wenig neu entdeckt, was wirklich zählt.
Ob salzige Schultern in Kusamba, flatternde Schatten in Goa Lawah oder der weiche, cremige Geschmack des Luwak-Kaffees –
dieser Tag war Bali.
Unverfälscht. Ungeschönt. Unvergesslich.
Und trotzdem bleibt etwas hängen:
So köstlich der Kaffee auch war – die Vorstellung, dass Schleichkatzen dafür in Käfigen gehalten werden, hat uns bedrückt.
Wir finden: Tradition darf nicht zur Qual werden.
Für ein echtes Bali-Erlebnis braucht es keine Gitterstäbe.